Max Nagl ist immer noch „on fire“

8. Juli 2024

Auch mit 36 Jahren fährt Max Nagl die Konkurrenz in Grund und Boden – und hängt vermutlich eine weitere Saison als Motocross-Profi dran.

Michael Schumacher, Walter Röhrl, Jutta Kleinschmidt oder Nico Rosberg – alle sind irgendwann einmal zum ADAC-Motorsportler des Jahres gekürt worden. „Schumi“ übrigens gleich zwei Mal. Auch Motocross-Routinier Max Nagl gehört in diese illustre Reihe. 2012 heimste der Clubfahrer des MSC „Eiserne Hand“ Aichwald zusammen mit Ken Roczen und Marcus Schiffer als Teamweltmeister die begehrte Auszeichnung ein. „Da kann man schon stolz drauf sein“, gibt Nagl zu. Doch während Schiffer bereits 2015 seine Profi-Karriere aus gesundheitlichen Gründen beenden musste und der Thüringer Roczen, einst als „German Wunderkind“ der Szene gehandelt, vor mehr zehn Jahren in die USA auswanderte und dort zum Supercross-Star wurde, ist Nagl immer noch hierzulande auf den Strecken unterwegs und schluckt Staub.

Und das erfolgreich: Mit nunmehr 36 Jahren fährt der Wahl-Belgier die Konkurrenz noch oft in Grund und Boden – so stand Nagl bei acht von bislang neun ausgetragenen Wertungsläufen zur ADAC MX Masters Serie ganz oben auf dem Siegertreppchen. Und ist damit auf bestem Weg zu seinem fünften Titel, es wäre zeitgleich der dritte in Folge.

Auch beim Internationalen 62. ADAC Motocross in Aichwald, einem Lauf zur Deutschen MX -Meisterschaft Open, zeigte der Routinier als Gastfahrer mit seinem Sieg, was er noch drauf hat. „Es läuft bislang ganz gut“, bestätigt Nagl grinsend. Die DM-Open-Serie fährt er allerdings nicht mehr mit, auch bei den Weltmeisterschaften ist er seit 2019 nicht mehr mit am Start. „Das wären zu viele Termine“, erklärt Nagl. Zudem ist der Vater eines neunjährigen Sohnes nicht mehr scharf auf den Reisestress, den Übersee-Rennen mit sich bringen. Priorität liegt auf den ADAC MX Masters – immerhin winken bei der achtteiligen deutschen Top-Motocross-Serie 15 000 Euro für den Gesamtsieg. Obendrein startet Nagl bei einigen internationalen Rennen in Europa, etwa bei der tschechischen Meisterschaftsserie, wo er ebenfalls aktuell das Ranking anführt.

Vieles habe sich verändert, seit er vor 30 Jahren seine ersten Rennen bestritt, sagt er: „Aber leider nicht alles zum besten.“ Vor allem in der Weltmeisterschaftsserie werde alles immer professioneller, die Nähe zu den Fans fehle: „Motocross war immer ein sehr fanbezogener Sport, wir sind wie eine große Familie. Jetzt wird der Abstand immer größer.“ Auch sportlich hat sich einiges getan: Neben den vielen technischen Neuerungen, dank derer immer höhere Geschwindigkeiten möglich sind, bringen junge Talente ab und an neue Fahrstile ein. „Wir sind zum Bespiel früher immer geradeaus gesprungen, dann kam einer, der sein Motorrad ‚gescrubbt’ hat. Und durch das flachdrücken der Maschine war der plötzlich schneller als alle anderen“, erklärt der Profi. Heute mache das jeder: „Man muss offen für Neues sein, nur so wird man besser.“

Nur solange man sich weiterentwickelt, könne man einen Sport professionell betreiben, erklärt der Profi. Nagl ist immer noch „on fire“: „Das ist mein Ansporn.“ Und so lange Wille und Ehrgeiz da seien, fahre er weiter Rennen, auch wenn die vielen Fragen nach dem Karriereende manchmal etwas nerven. Vermutlich ist Nagl in der kommenden Saison wieder am Start. Aktuell befindet er sich in Verhandlungen mit seinem Team „KMP Honda powered by Krettek“. Die Tendenz, noch mal ein Jahr dranzuhängen, sei da: „Um aufzuhören, habe ich einfach noch viel zu viel Spaß an der Sache.“ Denn auch seine anderen beiden Kriterien – der Erfolg muss da sein und finanziell sollte es stimmten – sind erfüllt: „Ich lebe von diesem Sport, da muss das Gesamtpaket passen.“

Pläne für die Zeit nach seiner aktiven Karriere hat er indes schon: „Ich habe vor, mich in der Nachwuchsförderung zu engagieren.“ Die ersten Schritte sind getan, so trainierten in der Vorbereitung bereits regelmäßig Fahrtalente wie Max Spies – 2023 in der ADAC MX Masters-Klasse zum „Rookie of the Year“ gewählt und beim diesjährigen Rennen in Aichwald hinter Nagl auf Rang zwei gelandet – im belgischen Lommel, wo Nagl seit mehr 20 Jahren wohnt. Richtig loslegen als Trainer wird er aber erst nach seiner aktiven Karriere: „Eine intensive Betreuung von Fahrern wird erst möglich sein, wenn ich selbst aufhöre. Erst dann kann ich mich hundertprozentig darauf konzentrieren.“ Eins hat Nagl aber bereits festgestellt: „Meine Erfahrung weiterzugeben, macht mir großen Spaß. Ich habe damals als junger Fahrer alle Fehler alleine durchgemacht – davon können die Jungen dann profitieren.“


Steckbrief Max Nagl

Geburtsdatum
 7. August 1987

Geburtsort
 Weilheim in Oberbayern

Wohnort
  Lommel/Belgien

Team
 KMP Honda powered by Krettek

Motorrad
 Honda CRF450

Lieblingsstrecke
 Bellpuig/Spanien

Erste Saison
 1995

Größte Erfolge
 Vize-Weltmeister (2009), Teamweltmeister (2012), ADAC-Motorsportler des Jahres (2012), Sieger ADAC MX Masters (2004, 2006, 2008, 2022, 2023).  

Text: Kerstin Dannath
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